Recht und Literatur


                               

Der Begriff Dichterjurist bezeichnet einen Dichter (Epiker, Lyriker, Dramatiker) mit juristischer Ausbildung. Der Begriff wurde von Eugen Wohlhaupter in den 1950er-Jahren in der Rechtswissenschaft etabliert und wird mittlerweile auch in der Literaturwissenschaft verwendet. Vom Dichterjuristen im engeren Sinn, der sein Studium abschloss (z. B. Franz Kafka), lässt sich der Dichterjurist im weiteren Sinn, der sein Studium abbrach (z. B. Jacob Grimm), unterscheiden.

Den Hang zu schreiben verspüren viele Dichterjuristen schon in Kindheit und Jugend (z. B. Kurt Tucholsky). Die Beschäftigung mit dem Recht gewinnt an Terrain während des Studiums, das teils aus echtem Interesse (Alexis Piron), teils als „Brotstudium“ (wohl Heinrich Heine) auf Wunsch der Eltern (Georg Heym) begonnen wird. Nach Ende der Ausbildung und Etablierung im Beruf erlangt das Verfassen von Romanen, Dramen und Gedichten wieder verstärkte Bedeutung (Bernhard Schlink). Fiktionales Schreiben steht dabei entweder neben der beruflichen Tätigkeit (Goethe) oder tritt ganz an deren Stelle (John Grisham).

Zum Zusammenhang von Literatur und Recht

  • Daniel Halft: Die Szene wird zum Tribunal! Eine Studie zu den Beziehungen von Recht und Literatur am Beispiel des Schauspiels 'Cyankali' von Friedrich Wolf, BWV, Berlin 2007,
  • Klaus Kastner: Literatur und Recht - eine unendliche Geschichte, Neue Juristische Wochenschrift 2003, S. 609-615
  • Michael Kilian: Literatur und Jurisprudenz - Anmerkungen zum Berufsbild des Juristen, Deutsche Richter-Zeitung 1985, S. 18-21
  • Jochen Leffers: Dichterjuristen: "Ich scheiße auf die Rechtswissenschaften", SPIEGEL ONLINE v. 28. Juni 2001
  • Ulrich Mölk (Hrsg.): Literatur und Recht: Literarische Rechtsfälle von der Antike bis in die Gegenwart, Wallstein, Göttingen 1996,
  • Edward Schramm: Law and Literature, Juristische Arbeitsblätter (JA) 2007, S. 581–585
  • Theodore Ziolkowski: Das Amt der Poeten. Die deutsche Romantik und ihre Institutionen. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Lothar Müller, Stuttgart 1992. (Das Recht: S. 83-172)

Sammelbände über Dichterjuristen

  • Barbara Sternthal: Juristen als Schriftsteller: Porträts dichtender Rechtsgelehrter, Österreichische V.-G., Wien 2006,
  • Lovis Maxim Wambach: Grenzgänger zwischen Jurisprudenz und Literatur. Werner Krauss, Kurt Tucholsky, Friedrich Georg Jünger und Martin Beradt, Nomos-Verlagsges. Baden-Baden, 1. Aufl. 2000,
  • Lovis Maxim Wambach: Die Dichterjuristen des Expressionismus, Nomos, Baden-Baden 2002,
  • Hermann Weber (Hrsg.): Juristen als Dichter, Schriftenreihe Juristische Zeitgeschichte, Nomos, Baden-Baden 2002, mit Beiträgen zu Immermann, Nadler, Oppermann, Wichert, Dahn, Franzos, Huch, Mombert, Behl, Serner und Drach
  • Hermann Weber (Hrsg.): Reale und fiktive Kriminalfälle als Gegenstand der Literatur, Schriftenreihe Juristische Zeitgeschichte, Berliner Wiss.-Verl. 2003,
  • Hermann Weber (Hrsg.): Dichter als Juristen, Schriftenreihe Juristische Zeitgeschichte, Berliner Wiss.-Verl. 2004,
  • Eugen Wohlhaupter: Dichterjuristen, Tübingen, Band I 1953, Band II 1955, Band III 1957.

Gespräche mit Dichterjuristen

  • Juli Zeh und Martin Mosbach. Über Recht und Literatur. Ein Gespräch geführt von Britta Lange und Hermann Weber, abgedruckt in: Hermann Weber (Hrsg.): Literatur, Recht und Musik. Tagung im Nordkolleg Rendsburg vom 16. bis 18. September 2005, Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2007, S. 183-204,

Aufsätze über Dichterjuristen

  • Matthias Claudius. Bodo Pieroth: Das juristische Studium im literarischen Zeugnis, Juristische Ausbildung (Jura) 1993, S. 353-353
  • Joseph von Eichendorff. Bodo Pieroth: Das juristische Studium im literarischen Zeugnis - Joseph von Eichendorff, Juristische Ausbildung (Jura) 2001, S. 382-384
  • Goethe. Hans-F. Brandenburg: Der getriebene Dichterjurist Goethe - oder - Gibt es ein Leben vor dem Tod?, Neue Juristische Wochenschrift (NJW) 1997, S. 1141-1142
  • John Grisham. Bernd J. Hartmann: Das Studium der Rechte bei John Grisham, Neue Juristische Wochenschrift (NJW) 2003, S. 626-629
  • Franz Kafka. Bodo Pieroth: Das juristische Studium im literarischen Zeugnis, Juristische Ausbildung (Jura) 1993, S. 415-416
  • Heinrich von Kleist. Bodo Pieroth: Das juristische Studium im literarischen Zeugnis, Juristische Ausbildung (Jura) 1991, S. 500
  • Theodor Storm. Antje Erdmann-Degenhardt: Zwischen Dannebrog und Preußenadler - der schleswig-holsteinische Jurist Theodor Storm, Neue Juristische Wochenschrift (NJW) 1989, S. 337-343
  • Kurt Tucholsky. Anja Schiemann: Der Jurist und Schriftsteller Kurt Tucholsky – Eine biographische Annäherung unter Berücksichtigung seiner Bindung zu Kabarett, Revue und Chanson, in: Hermann Weber (Hrsg.): Literatur, Recht und Musik. Tagung im Nordkolleg Rendsburg vom 16. bis 18. September 2005, Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2007, S. 89-112
 
 
 
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